Die Zahl der Planstellen in deutschen Orchestern ist erstmals unter die Grenzmarke von 10.000 gefallen. Wurden bei der ersten gesamtdeutschen Erfassung 1992 noch 12.159 Planstellen gezählt, so sind es 2010 nur noch 9.922. Dies entspricht einem Abbau von ca. 35 Prozent im Osten und ca. 7 Prozent im Westen. Die Gesamtzahl der Orchester ist mit 133 stabil und unverändert geblieben. Dies teilte die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) heute auf ihrer Jahrespressekonferenz in Berlin mit.

Als wesentliche Gründe für die historisch niedrige Planstellenzahl nannte die DOV Orchesterverkleinerungen mit Kündigungen insbesondere in Ostdeutschland, die Nichtbesetzung von frei werdenden Planstellen, den sozialverträglichen Stellenabbau ohne Kündigungen und die Folgen der Fusion der zwei Orchester in Halle und der Rundfunkorchester in Saarbrücken und Kaiserslautern zu jeweils einem Klangkörper. Nach Einschätzung der DOV schlägt sich die schlechte Finanzlage der Kommunen und Länder nunmehr unmittelbar auf die Kulturfinanzierung aus. Gab es im Jahr 2009 angesichts von Bundes-, Landtags- und Europawahlen von Länderseite kaum Einschnitte im Kulturbereich, so sind ab diesem Jahr massive Sparrunden zu erwarten.

"Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2010 wird sich der finanzielle Druck vor allem auf die Kultureinrichtungen der Städte bundesweit weiter verschärfen. Stellenpläne kommen erneut auf den Prüfstand", sagte Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung. "Dabei bleibt jede abgebaute Planstelle abgebaut und lebt auch in Zukunft nicht einfach wieder auf. Jede abgebaute Planstelle ist vor allem eine verlorene Musikerexistenz und eine verlorene Berufsaussicht für den Nachwuchs", so Mertens weiter.

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde auch das von der DOV beim Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) beauftragte Gutachten zur Zukunft der Orchesterlandschaft in Ostdeutschland vorgestellt. Wichtigste Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der befragten 5000 Konzertbesucher ist mit 61 Jahren relativ hoch. Im Zuge der künftig zu erwartenden demographischen Entwicklung folgt hieraus in den kommenden Jahren voraussichtlich eine Zunahme der derzeitigen Hauptbesuchergruppe von Orchestern. Allerdings ergibt sich durch die Einflüsse im musikalischen Prägungszeitraum (Kindheit/Jugend) zukünftig eine veränderte Nutzerstruktur, auf die Orchester z.B. durch Umstrukturierungsmaßnahmen im Konzertangebot verstärkt reagieren müssen. Weiterhin kommt das IWH in einer Umfrage von 6000 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland zu dem Ergebnis, dass Kulturfinanzierung aus dem privaten Sektor, in der Form des so genannten Sponsorings, keine Alternative zu der momentanen staatlichen Finanzierung sein kann.

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