Mit großer Betroffenheit reagiert die Clubcommission Berlin auf die Ankündigung, dass das SchwuZ – einer der ältesten und bedeutendsten queeren Clubs Deutschlands – nach fast 50 Jahren schließen wird. Der traditionsreiche Club – und Mitglied der Clubcommission – prägte über Jahrzehnte das queere Nachtleben der Hauptstadt und war ein sicherer Ort für Generationen von Menschen aus der LGBTQIA*-Community. Seit der Gründung im Jahr 1977 gab es das SchwuZ an vier Standorten in Berlin; 2013 zog der Club vom Mehringdamm in Kreuzberg nach Neukölln ins Rollbergviertel in deutlich größere Räume, die bis zu 1.000 Menschen fassten. Queere Projekte wie das Stadtmagazin Siegessäule, der Buchladen Prinz Eisenherz, die Schwulenberatung und der erste Berliner CSD 1979 wurden im SchwuZ auf den Weg gebracht.

Marcel Weber, 1. Vorsitzender der Clubcommission:
„Das SchwuZ war für viele Menschen weit mehr als ein Club – es war ein Zuhause, ein Schutzraum, ein Stück Berliner Identität. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Herzblut, Engagement und Community in diesem Ort steckten. Dass trotz aller Bemühungen, Restrukturierungen und Sanierungsversuche keine tragfähige Perspektive mehr gefunden werden konnte, ist ein bitteres Signal – und zeigt, wie schwierig die Lage für Clubs in dieser Stadt insgesamt geworden ist.“

Die wirtschaftliche Lage vieler Clubs ist angespannt: Nachwirkungen der Corona-Pandemie, steigende Fixkosten, kaum zugängliche Kulturförderung und grundlegende, wirtschaftlich schwierige Rahmenbedingungen belasten die Branche. Gerade Orte wie das SchwuZ, die kulturelle, soziale und queere Arbeit leisten, sind besonders schützenswert – und brauchen deshalb gezielte politische Unterstützung.

Die Schließung des SchwuZ steht in einem eklatanten Widerspruch zum Selbstverständnis Berlins als „Regenbogenhauptstadt“, wie es im Koalitionsvertrag von CDU und SPD festgeschrieben ist. Während sich die Regierungskoalition zur Förderung queerer Vielfalt und zum Schutz von LGBTQIA*-Räumen bekennt, verschwindet mit dem SchwuZ einer der wichtigsten queeren Kultur- und Begegnungsorte der Stadt. 

„Eine Regenbogenhauptstadt definiert sich nicht nur durch Bekenntnisse auf dem Papier, sondern durch konkrete Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung queerer Infrastruktur“, betont Marcel Weber. „Wenn Berlin seinem eigenen Anspruch gerecht werden will, braucht es jetzt entschlossenes politisches Handeln – nicht nur Symbolpolitik, sondern echte Unterstützung für die Räume, die queeres Leben seit Jahrzehnten ermöglichen und prägen. Der Verlust des SchwuZ ist ein Armutszeugnis für eine Stadt, die sich als Vorreiterin queerer Rechte und Kultur versteht.“

Emiko Gejic, Pressesprecherin der Clubcommission: 
„Wir dürfen Clubschließungen nicht als Einzelfälle betrachten. Die wirtschaftliche Lage ist für viele Branchen schwierig, allerdings leisten auch Clubs einen kulturellen und gesellschaftlichen Beitrag, der nicht in Bilanzen messbar und für die Stadt unverzichtbar ist. Wenn Berlin weiterhin diese Räume verliert, verliert es ein Stück seiner Identität und Vielfalt. Es ist an der Zeit, politische Verantwortung zu übernehmen und faire Rahmenbedingungen zu schaffen, die Clubs stärken und langfristig sichern.“

Die Clubcommission weist darauf hin, dass sie seit Jahren mittels Branchenumfragen die bevorstehenden Risiken aufgezeigt hat. Clubs tragen erheblich zur Wirtschaftskraft der Stadt bei, schaffen Arbeitsplätze, ziehen internationale Gäste an und prägen das Image der Stadt als weltoffene Metropole. Gerade weil die Bedingungen so schwierig sind, braucht es jetzt entschlossenes politisches Handeln. Die Clubcommission fordert, die Clubkultur politisch ernst zu nehmen, ihren Beitrag anzuerkennen und ihre Zukunft aktiv zu sichern.

Die Clubcommission fordert daher:

  • Grundlegende Förderinstrumente, die für Clubs tatsächlich zugänglich sind – pragmatisch, realitätsnah und dauerhaft.
  • Rechtliche Anerkennung von Clubs als Kulturorte und gesellschaftliche Räume, inklusive Schutz vor Verdrängung durch steigende Mieten, Gentrifizierung oder neue Bauprojekte
  • Faire Rahmenbedingungen für kulturelle und queere Räume, damit Vielfalt und Kreativität auch künftig Bestand haben.

„Die Schließung des SchwuZ muss ein Weckruf sein, Clubkultur als das zu begreifen, was sie ist: ein zentraler Teil der Berliner DNA – lebendig, vielfältig und unterstützenswert,“ sagt Emiko Gejic abschließend.
Die Clubcommission wird sich weiter dafür einsetzen, dass Berlin eine Stadt bleibt, in der queere Kultur leben kann.

Über die Clubcommission

Die Clubcommission ist das Netzwerk der Berliner Clubkultur. Sie wurde im Jahr 2001 gegründet und ist mit über 350 Mitglieder die weltweit größte Vereinigung von Clubbetreiber:innen und Veranstalter:innen. Sie unterstützt die Arbeit der Kulturunternehmer:innen durch die Optimierung der Rahmenbedingungen und die Verbesserung der Infrastruktur. Neben vielen verschiedenen Aktivitäten wie nachhaltiger Stadtentwicklung, Schallschutz, Vermittlung zwischen Clubs, Bauherren und der Nachbarschaft, Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Nachtökonomie und der Entwicklung von Antidiskriminierungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen in Clubs, ist die Erforschung der verschiedenen Dimensionen der Clubkultur seit jeher ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit.