Hinter der nüchternen Überschrift "Sicherung der Finanzierung für den Bau des Beethoven-Festspielhauses" verbirgt sich eine große Chance für die Stadt: Die Realisierung eines neuen, privat finanzierten Konzerthauses mit dem Namen des größten Sohnes der Stadt. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch informierte am Freitag die Mitglieder des Rates, dass durch das Zusammenwirken des Großsponsors Deutsche Post DHL mit den Bürgerinnen und Bürgern der Welt ein Betrag von 80 Millionen Euro für den Bau eines Festspielhauses finanziert werden kann.

"Der Rat hat im November 2011 beschlossen, sich nach Kräften dafür einzusetzen, einen akustisch höchsten Ansprüchen genügenden Konzertsaal rechtzeitig vor dem Jahr 2020 zu errichten, um im Jubiläumsjahr den 250. Geburtstag Beethovens angemessen feiern zu können. Wir haben jetzt die historische Chance, dieses Ziel zu erreichen", so Nimptsch. Nimmt man die rund 47 Millionen Euro Stiftungskapital von Bund (39 Millionen), Sparkasse Köln/Bonn (5 Millionen) und Rhein-Sieg-Kreis (3 Millionen) hinzu, stehen 127 Millionen Euro zur Verfügung. "Wir haben noch manche offene Fragen hinsichtlich der rechtlichen Konstrukte zu klären" sagte Nimptsch, "aber jetzt ist klar: Das Festspielhaus ist zu finanzieren."

Deutsche Post DHL und Grießl & Friends
Grundlage der Finanzierung des eigentlichen Baus ist die Absicht der Deutschen Post DHL, 30 Millionen Euro für das Projekt bereitzustellen, sofern der nachhaltige Betrieb gesichert ist. Weitere 25 Millionen Euro will der Beethoven Festspielhaus Förderverein unter seinem Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Grießl gemeinsam mit der Initiative "Grießl & Friends" von den Beethovenfreunden in Bonn und Umgebung als mäzenatisches Engagement einsammeln.

Der Beethoventaler
Schließlich sollen auch die Besucherinnen und Besuchen Bonns einen Beitrag leisten. Die Bonner Hoteliers haben sich unter Federführung des DEHOGA grundsätzlich bereit erklärt, von ihren Gästen einen "Beethoventaler" zu erheben, der - bei derzeit 1,2 Millionen Übernachtungen jährlich in Bonn - pro Jahr 1,2 Millionen Euro erbringen würde. Damit wiederum ist ein Kredit von mindestens 25 Millionen Euro zu finanzieren. "Auf diese Weise werden auch die Bürgerinnen und Bürger der Welt in die Ehrung Ludwig van Beethovens einbezogen, dessen Musik Freunde rund um den Globus hat", so Nimptsch. "Damit handelt es sich um ein besonderes Bürgerprojekt." Wolfgang Grießl ergänzte: "Ich bin sehr froh, dass mit dem DEHOGA eine ganze Branche das Projekt unterstützt und das wirtschaftliche Potenzial des Festspielhauses erkannt hat." Auch Beethoven-Orchester, Beethoven-Haus und Beethovenfest GmbH überlegen nach Angaben von OB Nimptsch, ob sie sich der Initiative "Beethoventaler" anschließen können. Im Übrigen liefen Gespräche mit weiteren Unternehmen, die ein Sponsoring für das Festspielhaus zurzeit prüfen.

Standort Rheinaue
Das Beethoven-Festspielhaus soll in der Rheinaue in unmittelbarer Nähe des Post Towers errichtet werden. Die Deutsche Post DHL hat diesem Standort grundsätzlich zugestimmt unter der Annahme, dass dadurch weder die geplanten Baukosten noch der Anspruch zur Errichtung eines Festspielhauses im Weltklasse-Format negativ beeinflusst werden. Mit Gottfried Hansjakob, dem Landschaftsarchitekten der Rheinaue, konnte eine Verständigung über den Standort hergestellt werden. Nimptsch stellte dazu eine gesonderte Information der Ratsgremien in Aussicht.

Wie vom Rat gewünscht, lässt sich der finanzielle Beitrag der Stadt für den Betrieb nach den Ergebnissen des von der IHK Bonn-Rhein-Sieg vergebenen Gutachtens auf ein verantwortbares Maß begrenzen, das sich am durch die mittelfristige Finanzplanung vorgegebenen Handlungsrahmen orientiert und damit zu keiner zusätzlichen Belastung des Haushaltes führt. In diesem Zusammenhang ist auch die Zusage der Deutschen Telekom von Bedeutung, sich an der Förderung des Festspielhaus-Programms zu beteiligen, statt in den Bau der neuen Konzerthalle zu investieren.

Die Verwaltung wird das jetzt vorliegende Konzept weiterverfolgen und mit den Partnern rechtssichere Konstrukte vorbereiten. Sie wird außerdem den Projektbeirat Festspielhaus laufend über die weiteren Schritte informieren und die notwendigen Beschlüsse für den Rat vorbereiten.

Ertüchtigung der Beethovenhalle kostet 30 bis 42 Millionen Euro
Der Politik liegt auch inzwischen die Kostenschätzung zur Sanierung bzw. für den Umbau der Beethovenhalle vor. Eine Grundsanierung wird mit 30 Millionen Euro angesetzt, der Umbau zu einem hochwertigen Konzertsaal mit rund 43 Millionen Euro.

"Ich möchte mich mit Ihnen auf eine erste wunderbare Spielzeit im neuen Festspielhaus freuen", blickte Nimptsch in die Zukunft, "mit einem Eröffnungskonzert unseres Beethovenorchesters und vielen anderen Aufführungen, zu denen ein Top-Jazzkonzert unseres Jazz-Festivals, Aufführungen internationaler Jugendorchester und ein Hip-Hop-Konzert im Rahmen der Beethoven-Festspiele, ein Konzert der Bläck Fööss, ein Konzert der Preisträger unserer Musikschule, ein Karnevalskonzert, eine ’Italienischen Nacht’, eine ,Tango-Gala’, Big-Band-Konzerte und vieles andere mehr gehören könnten."

Reaktionen
Dr. Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post DHL: "Wir begrüßen die neuen Vorschläge des Oberbürgermeisters zur Realisierung eines Beethoven-Festspielhauses im Weltklasseformat ausdrücklich und stehen weiterhin zu unserer Finanzierungsabsicht sofern auch der nachhaltige Betrieb des Festspielhauses gesichert ist".

Christoph Becker, Geschäftsführer DEHOGA Nordrhein e.V.: "Die Bonner Hoteliers würden sich bereit erklären, im Rahmen einer privatwirtschaftlichen Initiative der Branche einen ,Beethoventaler’ pro Übernachtung zur Finanzierung eines neuen Beethoven-Festspielhauses beizutragen."

Ilona Schmiel, Intendantin der Beethovenfeste Bonn: "Ich unterstütze die Haltung des Oberbürgermeisters, sich weiter für das Festspielhaus zu engagieren und sämtliche alternativen Finanzierungskonzepte, die auf privatwirtschaftlichen Initiativen basieren, zu prüfen. Das Beethovenfest Bonn wird diese Maßnahmen aktiv unterstützen und an der Realisierung gemeinsam mit vielen anderen mitwirken. Mit Blick auf das Jubiläumsjahr 2020 benötigen wir jetzt eine klare Prioritäten-Setzung, die zuerst den Bau des Festspielhauses und anschließend eine Ertüchtigung der Beethovenhalle vorsieht."

Stefan Blunier, Generalmusikdirektor der Stadt Bonn: "Um dem Anspruch "Bonn die Beethovenstadt" gerecht zu werden, besteht kein Zweifel daran, dass die Stadt Bonn einen adäquaten Konzertsaal mit einer exzellenten Akustik von Weltformat benötigt. Ich begrüße und unterstütze jegliche Initiative der Stadt Bonn, die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen, dieses Konzerthaus Realität werden zu lassen. Daher werden wir gerne gemeinsam mit dem Kulturamt die Umsetzung eines solchen Beethoventalers prüfen."

Artur Grzesiek, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Köln-Bonn: "Beethovenfest, Beethoven-Haus, Beethoven-Festspielhaus: Unsere Stadt, in deren Mitte der weltberühmte Musiker und Komponist geboren ist, muss dieses Erbe nicht nur pflegen sondern auch weiterentwickeln. Eine Aufgabe, die die Anstrengungen aller erfordert. Wir, die Sparkasse KölnBonn, bringen uns hier schon seit vielen Jahren mit unserem bürgerschaftlichen Engagement ein. Wir wollen die Stiftung Festspielhaus mit fünfmal einer Million Euro Stiftungskapital ausstatten. Und auch wir haben uns bereits von der 5000x5000-Kampagne anstecken lassen und eine 5000-Euro-Spende der Sparkasse veranlasst. Damit der Name Beethoven mit Bonn verbunden bleibt und die Musik nicht nur zum 250. Geburtstag des Meisters einen würdigen Rahmen findet."

Frithjof Kühn, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises: "Ich freue mich sehr, dass Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch nun dem Rat der Stadt Bonn ein schlüssiges Finanzierungskonzept zum Bau des geplanten Festspielhauses für den größten Sohn der Stadt Bonn Ludwig van Beethoven vorgelegt hat. Nach historischem Vorbild geben die Bürger der Stadt Bonn den entscheidenden Anstoß: Spenden von Bürgerinnen und Bürgern sowie Großspenden darunter vor allem des Weltunternehmens Deutsche Post stehen für die Finanzierung des Festspielhauses zur Verfügung. Dieses großzügige Angebot können und dürfen wir nicht ablehnen. Hinzu kommt die pfiffige Idee der Einführung eines ,Beethoventalers’, mit dem sowohl Werbung für die Stadt Bonn und das Beethovenfest als auch die weitere Finanzierung des Festspielhauses betrieben werden kann. Gerne unterstütze ich weiterhin die Bemühungen der Stadt Bonn, auch den Betrieb des Festspielhauses finanziell sicher zu stellen durch eine angemessene Beteiligung an der Beethovenstiftung und die weitere Beteiligung des Rhein-Sieg-Kreises am Beethovenfest. Denn beides – Beethoven und Festspielhaus – kommen der ganzen Region zugute. Diese Chance gilt es, jetzt wahr zu nehmen."

Malte Boecker, Direktor des Beethoven-Hauses Bonn: "Das Beethoven-Haus hat sich dem neuen Festspielhaus für Bonn von Anfang an ideell verpflichtet gefühlt. Denn ein Konzertsaal auf internationalem Niveau ist unabdingbar für ein herausragendes Beethoven Jahr 2020, das wir gestalten wollen. Gerne prüfen wir, inwieweit wir einen angemessenen Beitrag zur Realisierung des Festspielhauses über den Beethoven Taler leisten können."

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