Mit einem gefeierten Auftritt der jungen Dirigentin Anu Tali und dem Deutschen Symphonieorchester Berlin sowie dem Geiger Maxim Vengerov in der ausverkauften Beethovenhalle endete gestern Abend das Beethovenfest Bonn 2006.
Das Beethovenfest Bonn 2006, das vom 31. August bis 1. Oktober in Bonn und Umgebung stattfand, stand unter dem Motto „Rossija“ und thematisierte den russischen Kulturraum in Beziehung zu Werken Ludwig van Beethovens. Die Anklänge an Russland waren vielfältig: sie reichten von der Einladung russischer Künstler über die Aufführung russischer Werke bis hin zu Kompositionen, die auf besondere Art mit Russland verknüpft sind, wie zum Beispiel Beethovens Missa solemnis, die 1824 in St. Petersburg erstmals vollständig aufgeführt wurde.
Das Programm des Beethovenfestes Bonn 2006 bestach durch Innovationen. Das Programmangebot war im Vergleich zu 2005 nochmals deutlich ausgeweitet, es reichte von vielen Uraufführungen bis hin zu Konzerten mit experimentellem Charakter wie dem „Percussive Planet – Lange Nacht der Schlagzeuger“ mit dem Multipercussionisten Martin Grubinger, einer siebenstündigen perkussiven Reise um die Welt. Beim Percussive Planet hatten erstmals auch Schlagzeug-Interessierte die Möglichkeit, live bei einem Konzert des Beethovenfestes Bonn mitzuwirken: in einem Workshop mit Martin Grubinger und seinem Percussion-Ensemble wurde an zwei Nachmittagen eine brasilianische Street Samba erarbeitet, mit der die „Lange Nacht der Schlagzeuger“ eröffnet wurde. Der Percussive Planet steht zudem stellvertretend für die verstärkte Förderung junger Künstler des Beethovenfestes Bonn, die gleichzeitig auch neue Zuhörerkreise erschließt.
Diese Ausrichtung auf Modernität zeigt sich auch in der Vielzahl der Uraufführungen, zumeist Auftragswerke des Beethovenfestes Bonn. Es gab sechs Uraufführungen, die Auftragswerke des Beethovenfestes Bonn waren, darunter die sehr erfolgreiche Multimedia-Oper Jenseits der Schatten von Vladimir Tarnopolski in einer Koproduktion mit dem Theater Bonn in der Reihe bonn chance!, die an fünf Abenden aufgeführt wurde. Zwei Kompositionen von Michael Gordon und Johannes Harneit setzten sich jeweils mit Werken von Beethoven auseinander.
Auch selten Gespieltes wie Anton Rubinsteins Streichquartett op. 47/2, Dmitri Schostakowitschs Oktett op. 11, Nikolai Kapustins Konzert für 2 Klaviere und 2 Schlagzeuger, Nikolai Rimski-Korsakows Mozart i Salieri und Neues wurden beim Beethovenfest Bonn zu Gehör gebracht.
In viereinhalb Wochen wurden beim Beethovenfest Bonn 60 Konzert- und Opernaufführungen an 22 Veranstaltungsorten geboten, darunter neue Spielstätten wie St. Evergislus in Brenig (Bornheim), das Hotel Königshof, das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, das T-Mobile Forum und die Niederlassung der KfW-Bankengruppe. 35 der Veranstaltungen waren ausverkauft, insgesamt wurde eine Auslastung von 83 Prozent erreicht. In einem umfangreichen Rahmenprogramm mit 75 Veranstaltungen, darunter aus Lesungen, Vorträge, Ausstellungen, Workshops, Konzerte in der Post Tower Lounge, wurde der russische Schwerpunkt weiter vertieft. Diese Angebote wurden vom Publikum ebenfalls sehr gut angenommen. Auch für das Rahmenprogramm konnte das Beethovenfest neue Partner gewinnen, dazu gehören das Pantheon, das Animax Multimediatheater oder das Bonn-Aachen International Center for Information Technology.
Zu Gast in der Beethovenstadt waren wiederum sowohl international renommierte Interpreten (darunter Christoph Eschenbach mit dem Philadelphia Orchestra, Riccardo Chailly mit dem Gewandhausorchester Leipzig, das Koninklijk Concertgebouworkest unter Jukka-Pekka Saraste, das Münchener Kammerorchester mit Christoph Poppen, Jonathan Nott mit den Bamberger Symphonikern, Enoch zu Guttenberg und das Orchester der KlangVerwaltung, Thomas Hengelbrock und das Balthasar-Neumann-Ensemble, Arcadi Volodos, Mikhail Pletnev, Elena Bashkirova, das Gewandhaus-Quartett, Heinrich Schiff und Gerhard Oppitz) als auch herausragende junge Interpreten wie Lisa Batiashvili, Martin Grubinger, Eldar Nebolsin, Alina Pogotskina und Henri Sigfridsson.
Zum sechsten Mal fand der Orchestercampus des Beethovenfestes Bonn und der Deutschen Welle statt. Erstmals wurde der afrikanische Kontinent beim Beethovenfest Bonn präsentiert. Die 80 jungen Musiker im Alter zwischen 13 und 24 Jahren des South African National Youth Orchestra (SANYO) spielten in der Beethovenhalle unter Conrad van Alphen und mit dem Solisten Abel Moeng, der mit den Princess Magogo Songs ein Stück südafrikanischen Kulturgutes sang. Die Deutsche Welle erteilte einen Kompositionsauftrag an den Südafrikaner Hans Huyssen, dessen Protheus Variationen durch die südafrikanische Nationalpflanze Prothea inspiriert wurden. In einem Werkstattkonzert mit dem Musikwissenschaftler und Dirigenten Peter Gülke erarbeiteten die jungen südafrikanischen Musiker Tschaikowskis 5. Symphonie sowie, gemeinsam mit dem Bonner JugendSinfonieOrchester, Wellingtons Sieg von Ludwig van Beethoven.
In Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und dem Musikfest Bremen präsentierte das Beethovenfest Bonn die frühe Mozart-Oper Il Rè pastore mit den herausragenden Sängerinnen Annette Dasch, Marlis Petersen, Arpiné Rahdjian sowie den Tenören Andreas Karasiak und Kresimir Spicer. Die beiden Aufführungen mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble unter Leitung von Thomas Hengelbrock, der auch die szenische Gestaltung übernahm, waren von Presse und Publikum umjubelt.
Das Beethovenfest Bonn 2006 rief erneut starkes mediales Interesse hervor. Über ein Drittel der 60 Konzerte wurden vom Westdeutschen Rundfunk, von der Deutschen Welle sowie von DeutschlandRadio/Deutschlandfunk mitgeschnitten. Drei der Konzerte wurden live übertragen, darunter das Campuskonzert mit dem SANYO durch die Deutsche Welle live nach Südafrika sowie, in Kooperation mit Radio Petersburg, das Abschlusskonzert mit dem Deutschen Symphonieorchester Berlin unter Anu Tali und mit dem Solisten Maxim Vengerov live nach Russland. Auch DeutschlandRadio/Deutschlandfunk übertrug das Abschlusskonzert live, der Westdeutsche Rundfunk strahlte das Konzert des Concertgebouworkest live aus. Die beiden Konzerte des Russischen Nationalorchesters unter Leitung von Christian Gansch und mit dem Pianisten Mikhail Pletnev mit allen fünf Klavierkonzerten Beethovens beim Beethovenfest Bonn 2006 wurden von der Deutschen Grammophon live aufgenommen, die CD erscheint in Kürze.
Auch das Interesse der internationalen Presse hat erneut deutlich zugenommen: Journalisten aus Großbritannien, Frankreich, Österreich, Italien, Spanien, Belgien, Luxemburg, Dänemark, Norwegen, Kanada, Lettland, Russland und Südafrika reisten nach Bonn, um über das Beethovenfest zu berichteten.
Im nächsten Jahr findet das Beethovenfest Bonn vom 24. August bis zum 23. September 2007 statt. Das Programm wird im März 2007 bekannt gegeben.
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Quelle
http://www.beethovenfest.de