In der bis auf den letzten Platz gefüllten Kassenhalle des Hauses der Berliner Festspiele wurde am Samstagabend die Vokalistin Lauren Newton mit dem Albert-Mangelsdorff-Preis 2025 ausgezeichnet. Die seit den 1970er-Jahren in Deutschland lebende Musikerin wurde im Rahmen des Jazzfest Berlin mit der bedeutendsten Auszeichnung für Jazz- und Improvisierte Musik in und aus Deutschland für ihr außergewöhnliches Lebenswerk geehrt.
„Ohne euch alle, wäre ich heute Abend nicht hier.“ Mit diesen Worten dankte Newton den Anwesenden, ehe sie ihr Preisträgerinkonzert begann. Im Duo mit der französischen Kontrabassistin Joëlle Leandre – mit der sie seit über 30 Jahren auf der Bühne steht – präsentierte sie, welches klangliche Spektrum ihre Stimme entfalten kann und wurde dafür mit stehenden Ovationen vom Publikum gefeiert.
Im zeremoniellen Teil hoben die Vertreter*innen der Förderinstitutionen Newtons Beitrag für Jazz und Improvisierte Musik hervor. So betonte Dr. Monika Staudt, Geschäftsführerin der GEMA-Stiftung, die Bedeutung von Sichtbarkeit für die Szene, die durch Newtons Schaffen gestärkt und erweitert wird: „Jazz ist ein Labor für Innovation, ein Ort der Freiheit und ein Raum für Dialog. Aber es kommt sichtbar auf die innere Haltung dazu an. Die Frage größtmöglicher Reichweiten stellt sich nicht. Umso mehr freue ich mich, dass die Verleihung des Albert-Mangelsdorff-Preises das Spotlight auf den Jazz in Deutschland richtet und dass wir heute das Werk von Lauren Newton in ganz besonderer Weise würdigen und in den Vordergrund rücken.“
Sandy Backhaus, Bereichsleiterin der GVL, würdigte Newtons Einfluss auf die nachfolgende Generation: „Mit ihrer Konsequenz und Kreativität hat sie nicht nur die Improvisierte Musik geprägt, sondern auch unzählige Musikerinnen und Musiker inspiriert. Und das sowohl auf der Bühne als auch in ihrer Funktion als Lehrbeauftragte. Ihr Schaffen zeigt, wie aus Mut und Experiment eine Kunst entsteht, die berührt und bewegt.“
Die Musikwissenschaftlerin und Journalistin Julia Neupert erkannte in ihrer anschließenden Laudatio die künstlerische Bedeutung der Vokalistin an: „Lauren Newton ist eine Meisterin der Akkuratesse: Ihre Stimme sieht sie nicht als ein Musikinstrument, sondern eher als ein ganzes Orchestrion. Jederzeit bereit, aus einem riesigen Spektrum an verschiedenen Klangfarben genau die erklingen zu lassen, die gerade passen, jederzeit in time, in tune oder eben auch bewusst out of tune. So leuchtet sie das Unsagbare aus, das Flüchtige, das kaum Hörbare – und schenkt ihm Form, Gestalt und Atem.“
Ehrenvorsitzender und Mitbegründer der Deutschen Jazzunion Manfred Schoof überreichte gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Deutschen Jazzunion Michael Griener den Preis und verband die künstlerische Virtuosität Lauren Newtons mit der Albert Mangelsdorffs: „Ich habe bis heute noch nie eine Stimme gehört, die zweistimmig singen kann und das führt mich zurück zu Albert Mangelsdorff: der konnte das auch – auf seiner Posaune.“
Ein passender Vergleich, denn Albert Mangelsdorff war ein herausragender Musiker seiner Zeit – jemand, der Innovation lebte, Grenzen auslotete und die hiesige Jazzszene wie kaum ein anderer prägte. Mit der nach ihm benannten Auszeichnung wird sein Vermächtnis lebendig gehalten. Sie würdigt Künstler*innen, wie Lauren Newton, die die deutsche Jazz- und Improvisationsszene maßgeblich beeinflusst und neue Wege eröffnet haben. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wurde in diesem Jahr zum 17. Mal von der Deutschen Jazzunion vergeben und wird von der GEMA-Stiftung, der GVL sowie dem Förderungs- und Hilfsfonds des Deutschen Komponist:innenverbandes (DKV) gestiftet. Die Jury, bestehend aus Vertreter*innen der vielfältigen Bereiche des Jazzlebens, war in diesem Jahr mit Anette von Eichel, Nadin Deventer, Aki Takase, Demian Kappenstein, Cora Maria Malik, Nils Wogram und Stefan Hentz besetzt.