Trotz der gesellschaftlich und gesamtwirtschaftlich angestrengten Situation hat die GEMA im abgelaufenen Geschäftsjahr das beste Ergebnis seit ihrem Bestehen erzielt. Die Musikverwertungsgesellschaft verzeichnete 2022 erneut einen deutlichen Anstieg der Gesamterträge um mehr als 13 Prozent auf 1,178 Milliarden EUR (2021: 1,039 Mrd. EUR). Die Verteilungssumme wird erstmals in der Geschichte der GEMA die Milliarden-Euro-Marke übersteigen.

Die Aufhebung der pandemiebedingten Beschränkungen im Veranstaltungsbereich ab dem zweiten Quartal führte zu einer spürbaren Belebung des kulturellen Lebens und zu einem deutlichen Anstieg der Erträge im Bereich der öffentlichen Musikwiedergabe. Zusätzlich setzte sich das Wachstum im Onlinebereich weiter fort, insbesondere beim Musik- und Filmstreaming. Die Gesamterträge übertreffen somit das Maß der Vor-Corona-Zeit bei Weitem. Im Ergebnis schüttet die Musikverwertungsgesellschaft 1,009 Milliarden EUR an ihre Mitglieder sowie Rechteinhaberinnen und Rechteinhaber in aller Welt aus – mehr als jemals zuvor.

Absätze
„Inklusive unserer Inkassomandate wird die Verteilungssumme erstmals eine Milliarde Euro übersteigen. Das ist ein Rekordergebnis.“
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Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA

Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA, sagt: „Unsere Mitglieder können im Jahr 2023 ein sehr erfreuliches Ausschüttungsniveau erwarten. Inklusive unserer Inkassomandate wird die Verteilungssumme erstmals eine Milliarde Euro übersteigen. Das ist ein Rekordergebnis. Das Wiederaufleben von Veranstaltungen und Musikaufführungen bedeutet für unsere Mitglieder nach drei harten Jahren eine große Erleichterung. Urheberinnen und Urheber haben wie fast der gesamte Musik- und Kulturbetrieb in den vergangenen Jahren große Opfer bringen müssen und diesen Erfolg nun wahrlich verdient.“

Den Gesamterträgen stehen Aufwendungen in Höhe von 168,6 Millionen EUR (Vergleichswert 2021: 152,4 Mio. EUR) gegenüber. Der Kostensatz inklusive aller Kosten betrug 14,3 Prozent (Vorjahr 14,7 Prozent) und lag damit trotz der allgemeinen Teuerungsrate von 7,9 Prozent unter dem geplanten Kostenniveau von 15,6 Prozent, was Zeugnis einer disziplinierten Haushaltsführung ist.

Dr. Harald Heker: Urheberrecht muss konsequent verteidigt werden

Neben der Wiederbelebung im Veranstaltungsbereich entwickelten sich auch die Erträge im Onlinebereich dynamisch nach oben. Dafür waren neben der allgemeinen Marktentwicklung und Nachlizenzierungen von Altzeiträumen insbesondere erfolgreiche Vertragsverhandlungen im Bereich des Musikstreamings ursächlich. Audiostreaming ist weiterhin das am stärksten wachsenden Segment in der Musikindustrie. Allerdings bestehen bei der Erlösverteilung weiterhin erhebliche Ungleichgewichte zu Lasten der Urheberinnen und Urheber, was auch die im September 2022 veröffentlichte Studie der Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia zum deutschen Musikstreaming-Markt gezeigt hat. Daher hat die GEMA die Schieflage im Streaming-Markt verstärkt auf ihre kulturpolitische Agenda gehoben. „Der Trend zum Streaming darf nicht dazu führen, dass die Rechte von Urheberinnen und Urhebern ausgehebelt werden. Wichtigste Aufgabe der GEMA ist und bleibt es, in allen Bereichen für eine faire Vergütung einzutreten und damit zugleich die Voraussetzungen für eine lebendige und vielfältige Musik- und Kulturlandschaft zu sichern“, so Heker.

Die wichtigsten Ertragsbereiche der GEMA im Überblick

Öffentliche Wiedergabe und Aufführung von Musik: Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen im ersten Quartal wuchsen die Erträge aus der öffentlichen Wiedergabe von Musik im Gesamtjahr 2022 um 43,7 Prozent auf 357,5 Mio. EUR (2021: 248,8 Mio. EUR). Dies ist im Wesentlichen auf eine gute Erholung des Veranstaltungsmarktes in den Sommermonaten zurückzuführen. Allerdings konnte das Niveau von 2019, dem letzten Jahr vor Ausbruch der Pandemie, noch nicht wieder erreicht werden (2019: 407,4 Mio. EUR).

Rundfunk und Fernsehen (Sendungsinkasso): Die Erträge aus der Musiknutzung im Hörfunk und im Fernsehen entwickelten sich leicht um 3,9 Prozent zurück auf 325,1 Mio. EUR (2021: 338,3 Mio. EUR). Verantwortlich für den Rückgang waren jedoch vor allem Ausgleichseffekte nach dem starken Anstieg des Vorjahrs, der auf Sondereffekte aus der Vergangenheit zurückzuführen war. Um buchhalterische Effekte bereinigt ist ein deutlicher Anstieg des Ertragsniveaus zu verzeichnen, u. a. hervorgerufen durch Einigungen mit den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendeunternehmen über neue Rundfunkverträge.

Online: Erfolgreiche Vertragsabschlüsse, Nachlizenzierungen für Altzeiträume sowie die allgemeine Marktentwicklung sorgten erneut für starke Zuwächse im Online-Inkasso. Die Erträge stiegen um 26,5 Prozent auf 301,3 Mio. EUR (2021: 238,1 Mio. EUR).

Gesetzliche Vergütungsansprüche: Im Bereich der gesetzlichen Vergütungsansprüche war das starke Vorjahr von Ertragszuflüssen geprägt, die durch pandemiebedingt hohe Verkaufszahlen von Tablets und PCs zustande kamen. Dieser Effekt ist im Jahr 2022 ausgeblieben. Das führte zu rückläufigen Erträgen (-27,7 Prozent) in Höhe von 58,0 Mio. EUR (2021: 80,2 Mio. EUR).

Vervielfältigung: Der Markt für physische Trägermedien setzte 2022 seinen im Vorjahr unterbrochenen Abwärtstrend fort. Die Erträge verminderten sich um 9,2 Prozent auf 54,8 Mio. EUR (2021: 60,3 Mio. EUR).