Die Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) hat für das Sommersemester 2023 eine wissenschaftliche Befragung aller Hochschulangehörigen zum Thema »Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Diskriminierung« in Auftrag gegeben. Die Vollerhebung wird durch das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) konzipiert, umgesetzt und ausgewertet. Ziel ist es, den aktuellen Stand der Erfahrung von Studierenden, Lehrenden und Beschäftigten der Hochschulverwaltung mit Machtmissbrauch, sexualisierter Gewalt und Diskriminierung zu erfassen. Dadurch möchte die Hochschule u. a. überprüfen, ob die Maßnahmen, die in den letzten Jahren ergriffen wurden, Wirkung zeigen und wo noch weitere Verbesserungen nötig sind. Die Vollerhebung wird finanziell vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt.

Prof. Lydia Grün, Präsidentin der HMTM: „Wir wollen wissen, wo wir stehen, ob unsere bisherigen Maßnahmen greifen und wo wir noch besser werden müssen. Denn eines ist klar: Wir als Hochschule sind dafür verantwortlich, dass sich alle Menschen an unserem Haus, besonders aber unsere Studierenden sicher fühlen können und in ihrer individuellen Vielfalt akzeptiert und respektiert werden. Ein respektvoller Umgang miteinander und ein klares Bewusstsein für Verantwortung und Grenzen bei allen Beteiligten sind Grundvoraussetzungen für die qualitativ hochstehende und inspirierende Ausbildungsarbeit, nach der wir streben. Unsere Hochschule muss ein sicherer Ort für alle Hochschulangehörigen sein. Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Diskriminierung werden nicht toleriert.“

Das IPP München ist ein unabhängiges Forschungsinstitut in der Trägerschaft des gemeinnützigen Vereins für Psychosoziale Initiativen (VfPI). Seit 2011 führte es mehrere umfangreiche Studien im Kontext mit sexualisierter Gewalt durch – etwa in der Odenwaldschule, im Bereich der Psychotherapie oder in kirchlichen Einrichtungen und Organisationen (sowohl im Bereich der katholischen Kirche als auch der evangelischen Kirche und Diakonie).

Für die geplante Vollerhebung an der HMTM entwickelt das IPP ein passgenaues Forschungsdesign. Das IPP wird dabei von einer hochschulinternen Begleitgruppe unterstützt, die sich aus allen Hochschulgruppen – Studierenden, Lehrenden und Beschäftigten der Verwaltung – zusammensetzt. Zunächst führen die Mitarbeiter*innen des IPP vorbereitende qualitative Interviews. Im Anschluss werden alle Hochschulangehörigen in Studium, Lehre und Verwaltung mit einem gezielt für die Hochschule entwickeltem Fragebogen befragt. Die Vollerhebung wird entsprechend aller Datenschutzbestimmungen und, aufgrund der Internationalität der HMTM, auf Deutsch und Englisch durchgeführt. Im Anschluss werden die Fragebögen vom IPP ausgewertet und die Ergebnisse der Hochschule zur Verfügung gestellt. Eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse ist im Verlauf des Wintersemesters 2023/24 geplant.

Seit den Fällen von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch durch den ehemaligen Präsidenten Dr. Siegfried Mauser und den ehemaligen Kompositionsprofessor Hans-Jürgen von Bose ist es das erklärte Ziel der Hochschule, dass die HMTM ein sicherer Ort für alle Hochschulangehörigen ist und sich ein sensibler, verantwortungsbewusster und respektvoller Umgang miteinander an der Hochschule fest etabliert. Dazu hat die HMTM seit 2015 umfangreiche Maßnahmen ergriffen und kontinuierlich weiterentwickelt, etwa das Verbot von Unterricht in Privaträumen, den Aufbau von umfassenden Beschwerdewegen inkl. eines Netzwerks von Vertrauenspersonen, die Entwicklung eines Code of Conduct sowie ein umfangreiches Angebot an Veranstaltungen zur Fortbildung, Aufklärung und Sensibilisierung. 

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