Nachdem bei der ersten Keychange-Studie, die 2021 vom Reeperbahn Festival in Kooperation mit der MaLisa Stiftung durchgeführt wurde, die  Geschlechterverteilung in allen Teilmärkten der deutschen Musikkultur und Musikwirtschaft im Fokus stand, wechselte die Initiative Keychange bei der zweiten Studie die Perspektive und lies den Einfluss von geschlechterausgewogenen Angeboten bei den Kaufentsscheidungen der Nutzer*innen genauer untersuchen. Betrachtet wurden dabei die Wahrnehmung und Erwartung der Musiknutzer*innen an die Segmente Live, Radio, Streaming und Tonträger.

Absätze
„Die Branche muss systematische Diskriminierung endlich abbauen.”
Autor
Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

„In der Musikbranche gibt es immer noch keine Chancengleichheit, das zeigt auch diese Studie wieder. Und sie zeigt:  Das Publikum ist längst weiter. Gerade jungen Menschen ist es wichtig, dass alle Geschlechter in der Musik, die sie konsumieren, repräsentiert werden. Die Branche muss systematische Diskriminierung endlich abbauen.”
Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
 
„Ich freue mich sehr, dass das Brancheninteresse an begleitender Forschung auch dieses Mal wieder sehr groß war. Um die Entwicklung der Erwartungen und die Wahrnehmungen von Musikangeboten durch die Nutzer*innen in Bezug auf Geschlechterausgewogenheiten im Trend weiter beobachten zu können, werden wir die Erhebung in einem regelmäßigen Turnus wiederholen und weitere Empfehlungen an die Hersteller*innen aussprechen.“
Merle Bremer, Projektleitung Keychange

Die ausführliche Studie finden sie hier.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:

  • Gerade die nachwachsende, junge Generation von Musiknutzer*innen ist schon jetzt stärker für das Thema Geschlechterausgewogenheit sensibilisiert und beabsichtigt überdurchschnittlich oft in Zukunft bei Kaufentscheidungen darauf zu achten. Dies stellt einen Indikator dafür dar, dass das Thema zukünftig auch in der Breite der Nutzer*innenschaft ankommen dürfte und immer wichtiger für den Erfolg von Musikprodukten wird.
  • Gleichzeitig mangelt es aktuell jedoch an Auswahlmöglichkeiten. Die Hersteller*innen von Musikangeboten sollten daher deutlich mehr Angebote mit einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis zur Auswahl stellen. Damit bedienen sie zum einen die Erwartungshaltung jüngerer Nutzer*innen an ein vielfältiges Angebot. Zum anderen gelingt es ihnen dadurch, auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
  • Dort, wo Unterschiede durch die Präsenz von Künstler*innen auf Bühnen direkt sichtbar sind, werden sie auch am ehesten erkannt: Bei Festivals und Konzerten im Bereich der Livemusik wird die geringe Sichtbarkeit von Frauen am häufigsten wahrgenommen.
  • Würden sich Musiknutzer*innen bewusst für ein ausgewogenes Angebot entscheiden können, würde eine deutlich größere Gruppe von Nutzer*innen dies als Entscheidungskriterium erwägen, als es momentan der Fall ist.
  • Etwa jede*r zweite Nutzer*in unter 30 Jahren findet, dass Geschlechterungleichheiten in der Musikwelt stärker in der Öffentlichkeit thematisiert werden sollten. Die Hersteller*innen sollten daher schon jetzt handeln und vielfältigere Produkte anbieten, damit Nutzer*innen ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis bei ihren Kaufentscheidungen berücksichtigen können.

Auf Basis dieser Ergebnisse soll der Dialog mit Hersteller*innen von Musikangeboten erfolgen, um Anpassungen und ggf. Änderungen des musikalischen Angebotes zu initiieren und ihnen Handlungsempfehlungen an die Hand zu geben.

Im Anschluss an die Pressekonferenz stellten Anna Groß von der MaLisa Stiftung und Matthias Dengg von der GEMA auf dem Panel „Das Ende vom Buddy Business?“ die Ergebnisse ihrer gemeinsam erhobenen Studie „Gender in Music - Charts, Werke und Festivalbühnen“ vor und diskutieren mit Merle Bremer (Keychange) und Francis Gay (WDR Cosmo) wirksame Initiativen und Strategien für eine gerechtere Musikbranche, die Chancen und Angebote für Musikschaffende und -Nutzer*innen gleichermaßen im Blick behält.

Das Reeperbahn Festival verleiht als Partner der Initiative Keychange den Keychange Inspiration Award für Deutschland und lädt am 23. September internationale Delegierte in das Gender Equality Hub auf dem Reeperbahn Festival ein. Mit dem Keychange Inspiration Award wird in diesem Jahr die deutsche Singer-Songwriterin Alin Coen geehrt, die einen außergewöhnlichen Beitrag zu einer gerechteren Musikbranche leistet und als Vorbild für die nächste Generation fungiert.

Weitere Informationen zu Keychange sind hier zu finden.