Zum Wintersemester 2022/23 richtet die Folkwang Universität der Künste mit Mitteln der Landesregierung NRW die neue Pina Bausch Professur ein - benannt nach der weltberühmten Folkwang Alumna Pina Bausch.

Die Pina Bausch Professur schafft die Möglichkeit, international herausragende Künstler*innen aller Disziplinen als Gastprofessor*innen für jeweils ein Jahr an die Folkwang Universität der Künste zu berufen. Hier sind sie eingeladen, neue Arbeitsweisen zu entwickeln sowie ein alle Grenzen überschreitendes Denken und Forschen gemeinsam mit den Studierenden umzusetzen. Zum Start der neuen Professur ist es gelungen, die international renommierte Performance-Künstlerin Marina Abramović als erste Gastprofessorin zu gewinnen. In vier Arbeitsphasen 2022 und 2023 wird sie mit 25 ausgewählten Folkwang Studierenden aus allen Studienbereichen – Musik, Theater, Tanz, Gestaltung und Wissenschaft – arbeiten. Als Abschluss ist für den Sommer 2023 eine öffentliche Performance geplant.

Geboren 1946 in Belgrad, Serbien, gilt Marina Abramović heute als die wohl international bedeutendste Vertreterin der Performance-Kunst. Nach einem Studium der Malerei an der Akademie der Künste in Belgrad, tritt sie seit 1973 weltweit mit künstlerischen Performances auf. Dabei nutzt Marina Abramović körperliche Grenzerfahrungen, um sich in ihren Performances mit Themen aus Politik- und Kunstkontext sowie ihrer Biografie auseinanderzusetzen. Für ihre aufsehenerregende Arbeit ist sie weltweit geehrt und beachtet. So war sie vertreten auf der Documenta 1977, 1982 und 1992 und erhielt 1997 den Goldenen Löwen der Biennale in Venedig. 2006 erhielt Abramović den U.S. Art Critics Association Award in der Kategorie „Best Exhibition of Time Based Art“ für ihre Performance „Seven Easy Pieces” im New Yorker Guggenheim Museum. 2008 wurde sie in Wien mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Die Londoner Royal Academy of Arts ernannte sie 2011 zum Ehrenmitglied (Honorary Royal Academician). Für ihre Arbeit an „Boléro“ (Paris) wurde sie 2013 mit dem Ordre des Arts et des Lettres ausgezeichnet. Das Time Magazine wählte Abramović 2014 unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten. 2021 erhielt sie den spanischen Princess of Asturias Award for the Arts.

Kaum eine Ausstellung hatte eine so große Resonanz wie „The Artist Is Present“ 2010 im MoMa, New York, für die Abramović über 2 Monate, jeweils 7 Stunden täglich, auf einem Stuhl saß und Menschen einlud, sich ihr gegenüber zu setzen und sie anzuschauen. 2018 fand die erste große europäische Retrospektive ihrer Arbeit in der Bundeskunsthalle Bonn statt.

Die Idee zur Pina Bausch Professur ist aus einer jahrzehntelangen Verbindung und künstlerischen Zusammenarbeit zwischen dem Tanztheater Wuppertal, der Pina Bausch Foundation, der Folkwang Universität der Künste und mit Perspektive auf das im Aufbau befindliche Pina Bausch Zentrum entstanden. Für den interdisziplinären Ansatz der Professur stehen gleichermaßen die Tradition und Philosophie der Folkwang Universität der Künste wie der Name von Pina Bausch, die die Tanz- und Theaterkultur des 20. Jahrhunderts nachhaltig mitbestimmt hat und die Künste, nicht zuletzt durch die Perspektive auf den Körper, bis zum heutigen Tag beeinflusst. Es geht jedoch nicht um eine Beschäftigung mit ihrem Werk oder ihrer Person. Vielmehr ermöglicht die Pina Bausch Professur Künstler*innen aller Sparten eine freie Wahl ihrer Themen und Aufgaben. Beginnend mit Marina Abramović soll der Fokus auch zukünftig auf der Transdisziplinarität, dem künstlerischen Mut und gesellschaftlichen Engagement herausragender Künstler*innen liegen.

Die Pina Bausch Professur wird ermöglicht vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und gefördert von der Kunststiftung NRW.

Stimmen zur Pina Bausch Professur

Marina Abramović, erste Inhaberin der Pina Bausch Professur:
"I will always regret having never met Pina Bausch in person. She understood profoundly emotions triggered by the physical actions so close to performance art. Feelings are real when actions are real. I am so honored to be the first professor to teach at the Folkwang University of Art echoing the memory of Pina Bausch."

Prof. Dr. Andreas Jacob, Rektor der Folkwang Universität der Künste: „Den vielen internen und externen Wegbereiter*innen dieses außergewöhnlichen Projektes bin ich sehr dankbar. Ist die neue Pina Bausch Professur doch ein riesiges Geschenk an unsere Studierenden und unterstreicht die einmaligen Möglichkeiten, die ein Studium an Folkwang und die spartenübergreifende Zusammenarbeit der Künste bieten. Die Arbeit mit Marina Abramović wird für unsere Studierenden eine unvergleichbare Erfahrung sein.“

Salomon Bausch, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Pina Bausch Foundation: „Der Kontakt mit den unterschiedlichsten Disziplinen an der Folkwang hat meine Mutter stark geprägt. In dieser Zeit hat sie großartige Künstler*innen kennengerlernt – daraus sind viele wichtige Verbindungen und Freundschaften entstanden. Ich wünsche mir für die Studierenden Erfahrungen für ihr Leben. Marina Abramović werden sie sicher nie vergessen…“

Pina Bausch zur damaligen Folkwangschule: „Das Großartige und Einmalige der Folkwangschule war, dass unter ein und demselben Dach sowohl die Darstellenden als auch die Bildenden Künste gelehrt wurden. Also Musik, Oper, Schauspiel, Tanz neben Malerei, Bildhauerei, Fotografie, Grafik, Design usw. (…) Es war ganz selbstverständlich, dass sich alles gegenseitig befruchtete, dass man von allem etwas lernte und mitbekam.“ (aus der Kyoto-Workshop-Rede „Etwas finden, was keiner Frage bedarf“, 2007)