Dem 300-jährigen Jubiläum von Bachs Wohltemperiertem Klavier widmet das Bachhaus Eisenach ab dem 1. Juli 2022 eine Kabinett-Ausstellung.

„Verfertiget von Johann Sebastian Bach [...] Anno 1722“, steht unter Bachs wohl bedeutendstem Werk. Das „Wohltemperierte Clavier“ feiert in diesem Jahr sein 300-jähriges Jubiläum.

Strenggenommen gilt das nur für seinen ersten Teil, denn 20 Jahre später verfasste Bach noch einen zweiten, der noch einmal 48 Präludien und Fugen in allen 24 Dur- und Moll-Tonarten enthielt. Begonnen haben soll Bach das Werk, glaubt man dem Bericht des Musiklexikographen Ernst Ludwig Gerber, „an einem Orte, wo ihm Unmuth, lange Weile und Mangel an jeder Art von musikalischen Instrumenten diesen Zeitvertreib abnöthigte“. Dafür kommt am ehesten eine Zeit in Bachs Leben in Betracht: Bachs vierwöchiger Arrest in einer Weimarer Gefängniszelle.

Zunächst als Unterrichtsmaterial gedacht, verbreitete es sich nach Bachs Tod durch zahlreiche Abschriften. 1801 lieferten sich drei Verlage einen regelrechten Wettlauf um den Erstdruck. Komponisten der Klassik und Romantik wie Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Liszt und Chopin studierten es in ihrer Jugend, griffen Bachs Ideen in eigenen Werken auf und verwendeten es ihrerseits wieder bei ihren Schülern. Der Pianist und Komponist Hans von Bülow nannte es gar „das Alte Testament des Klavierspielers“. Keine Komposition dürfte die heutige abendländische Vorstellung von der Zahl und Geschlossenheit der Tonarten so sehr beeinflusst haben, wie dieses Werk, meint der Direktor des Bachhauses, Jörg Hansen.

In der zweiteiligen Ausstellung im Bachhaus geht es zunächst um das Problem der Stimmung, denn auf den Tasteninstrumenten der Bach-Zeit waren gewöhnlich – das heißt in der damals üblichen mitteltönigen Stimmung – nur 14 Tonarten halbwegs spielbar. Alle anderen klangen schief. 1691 waren aber durch den erst Quedlinburger, dann Halberstädter Organisten Andreas Werckmeister neue Stimmungen vorgeschlagen worden, die dieser „wohltemperiert“ nannte, und in denen alle Tonarten spielbar waren. Die Idee, für alle Tonarten zu komponieren, war somit nicht ganz neu, doch erst Bach lieferte einen Satz brillanter Kompositionen für alle Tonarten, die dieser Idee zum Durchbruch verhalf. Diesen Kompositionen widmet sich der zweite, in Anspielung an Gerbers Bericht zellenartig eingerichtete Raum der Ausstellung, in der alle 24 Präludien sowie mehrere Fugen des ersten Teils in Referenzeinspielungen angehört werden können.

„Das Alte Testament der Klavierspieler – 300 Jahre Bachs Wohltemperiertes Klavier“
Sonderausstellung, ab 1.7.2022
Bachhaus Eisenach, Frauenplan 21, 99817 Eisenach
Täglich geöffnet 10.00 bis 18.00 Uhr

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