Mit Isabel Mundry erhält eine der bedeutendsten deutschen Komponistinnen den Heidelberger Künstlerinnenpreis, der 2011 zum 20. Mal verliehen wird. Die musikalische Beschäftigung mit Zeit und Raum zählt zu den zentralen Themen der Künstlerin. Weltweit werden ihre nuancenreichen, fein modellierten und farbintensiven Werke aufgeführt und gepriesen. Weil sie sich mit ihrer beeindruckenden, individuellen Klangsprache in besonderem Maße um die Weiterentwicklung der zeitgenössischen Musik im 20. und 21. Jahrhundert verdient gemacht hat, ist die Wahl der Jury auf sie gefallen.

1963 im hessischen Schlüchtern geboren, wuchs Isabel Mundry in Westberlin auf, wo sie Komposition bei Frank-Michael Beyer und Gösta Neuwirth an der Hochschule der Künste sowie Elektronische Musik am Studio der Technischen Universität studierte. Zudem erweiterte sie ihr Wissen bei Kursen in Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. Später setzte Isabel Mundry ihr Kompositionsstudium bei Hans Zender in Frankfurt fort und erhielt 1994 anregende Impulse bei einem Kurs für Musikinformatik am Pariser IRCAM. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen zählen der Förderpreis der Ernst-von-Siemens-Stiftung, das Kompositionsstipendium des Berliner Senats, der Boris-Blacher-Preis und der Berliner Kompositionspreis. Ihre Oper „Ein Atemzug ¬– die Odyssee“ wurde von der Zeitschrift Opernwelt 2005/06 zur Uraufführung des Jahres gewählt. 2007/08 wirkte sie als composer in residence bei der Staatskapelle Dresden.

Komposition ist für Isabel Mundry das „tönende Erfassen eines Augenblicks (egal welcher Dauer)“. Inspiration für ihre detailreichen Werke findet sie in visuellen Eindrücken aus bildender Kunst, Tanz und Literatur, aber auch in der Betrachtung der japanischen Gärten von Kyoto wie in „Traces des Moments“, in den Bewegungslinien von Vögeln im Sturzflug wie in „Flugsand“ oder in den kaleidoskopischen Strukturen der Renaissancemusik wie in ihren Dufay-Bearbeitungen. Die Heidelberger Philharmoniker werden im 4. Philharmonischen Konzert am 19.1.2011 um 20 Uhr in der Stadthalle unter der Leitung von Eiji Oue Isabel Mundrys Werk „Zeichnungen“ für Streichquartett und Orchester zur Aufführung bringen. Das Konzert wird vom Deutschlandfunk mitgeschnitten. Im Anschluss wird Isabel Mundry mit dem Heidelberger Künstlerinnenpreis ausgezeichnet.

Der Heidelberger Künstlerinnenpreis zählt zu den wichtigsten Kulturpreisen des Landes und ist der weltweit einzige Preis, der nur an Komponistinnen vergeben wird. 1987 von Roswitha Sperber im Rahmen des Heidelberger Festivals für neue Musik ins Leben gerufen, wurde die bedeutende Auszeichnung inzwischen unter anderem von der Bundesregierung, dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Heidelberg gestiftet. Zu den prominenten Preisträgerinnen zählen Sofia Gubaidulina, Unsuk Chin, Olga Neuwirth und 2010 Misato Mochizuki.

Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury aus Persönlichkeiten mit Kompetenzen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik, die vom Oberbürgermeister bestimmt werden. Mitglieder qua Amt sind der Intendant des Theaters & Philharmonischen Orchesters, Peter Spuhler sowie der Generalmusikdirektor der Stadt Heidelberg, Cornelius Meister. Weitere Mitglieder sind Frank Kämpfer, Redakteur für Neue Musik im Deutschlandfunk, Roswitha Sperber und die Karlsruher Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Nanny Drechsler. Der Oberbürgermeister ist Vorsitzender der Jury.

Der Preis besteht neben dem Preisgeld auch in einer Rundfunkaufzeichnung des Preisträgerkonzertes und deren Sendung durch den Deutschlandfunk. Das Preissymbol ist ein Bronzeguss der Skulptur „Ewige Sehnsucht nach Vollkommenheit" des Bildhauers Günter Braun gestiftet von Preisbegründerin Roswitha Sperber.